Oliver – Haglund 2:0

Das Spiel ist aus! Zwei zu Null. Haglund ist besiegt!

Aber der Reihe nach.

Wer ist Haglund? Die Haglund Exostose, auch Haglundferse genannt ist eine Anomalie des Fersenbeins (so zumindest ein medizinischer Ansatz). Nach jahrelangen intensiven Ausdauerbelastungen und den damit verbundenen Druck des Schuhs auf den unteren Ansatz der Achillessehne kommt es zu Entzündungen oder Schwellungen.

Jeder Schritt schmerzt. Immer! Das wird nicht besser wenn man sich warm gelaufen hat. Dummerweise kompensiert der Körper, gleicht aus. Dann kommt es möglicherweise auch noch anderswo, später zu Überlastungsschäden.

Bei mir war es 2010 so weit. Nach Marathon und Trailrun-Worldmasters 2009 fing der Schmerz zum Jahreswechsel an und hörte nicht mehr auf. Den neuen Versuch den Marathon unter 3 Stunden zu laufen konnte ich in dem Jahr begraben. Nach der Diagnose beim Arzt war der OP-Termin nur noch ein Anruf entfernt. Mal eben ein Stück Knochen heraus sägen. Ich weiß nicht mehr warum. Ich habe nicht angerufen. 

Meine Therapie: völliger Verzicht auf feste Fersenkappen im Schuh, die Umstellung der Lauftechnik, viel Fußkräftigung, mehr Barfuß, diverse Salben, Kühlen, kaum Laufen, eher Aquajogging oder „Elliptical Trainer“, viel Mobilisations- Faszien, Stabi- und Koordinationstraining und was schlussendlich am meisten geholfen hat: Flossing!

Beim ersten Mal, auf der rechten Seite hat es über ein Jahr gedauert, bis ich wieder schmerzfrei unterwegs war. 

Ein weiteres Jahr ging es gut, dann fing der linke Fuß an. Nie so richtig störend aber es ging auch nicht so recht weg. Als Lauftrainer habe ich zudem die Laufgruppen betreut und begleitet. Richtige Laufpausen waren eher schwierig. Es war ein auf und ab. Mehrere Jahre. Intensives, schnelles Training war eher ungünstig aber ich konnte sogar an Marathons oder Ultras teilnehmen.

Und dann, fast schmerzfrei, habe ich mich hinreißen lassen. EIN Basketballtraining. Das erste seit ca. 10 Jahren. Antritte, Ausfallschritte, Sprünge, Landungen,… Ich habe es echt versaut. So schlimm war es noch nie und es wurde danach auch nicht mehr besser.

Absolutes Laufverbot. Fahrrad und Rollerfahren waren im geringen Umfang OK. Und in der Therapie wurde dann eine Stufe höher geschaltet. Einmal Stoßwellentherapie, zweimal Strahlentherapie. Zusätzlich sensomotorische Einlagen und weiterhin viel Flossing. 

Mit der Corona-Pandemie kam mein Lauftraining wieder zurück. Erst nur wenige Kilometer, dann auch mal längere Strecken. Im Oktober der Marathon mit Sarah unter zwei Stunden. Mittlerweile auch mit mehr Tempoeinheiten und ein paar sportlichen Zielen. 

Jetzt steht es 2:0 – Oliver gegen Haglund. Ich will keine Revanche. Das heißt aber auch: ich darf dem Haglund keine Chance geben. Muss auf meinen Körper hören und rechtzeitig, frühzeitig richtig reagieren.

Der Fokus auf das richtige Training bleibt. Laufen alleine reicht nicht. Mobilisation, Stabilisation und Koordination unterstützen den Heilungsprozess. Auch alternatives Ausdauertraining ist fester Bestandteil meines Trainingsplan. Ebenso das Flossing.

Jeder muß für sich entscheiden ob eine OP der richtige Ausweg ist. Es gibt viele andere Möglichkeiten.

Im Idealfall lässt man es gar nicht erst soweit kommen.

Oliver Hauptstock

Oliver war Sport quasi in die Wiege gelegt. Der Vater ein schneller Mittelstreckenläufer, Trainer der Basketballer und der Kinder-Leichtathletik im Ort, die Mutter in der Jugend schnell über 800m. Turnhallen, Sportplätze und die Laufrunde im Wald bestimmten große Anteile der Freizeit. Von 400m bis Ultra war alles dabei. Und nicht nur auf der Bahn oder der Straße. Offroad ist er ein seinem Element: Orientierungslauf, Trail, OCR, Cross- oder Gravelbike, Packraft, Biwaktouren. Neues ausprobieren, nicht immer auf Pace und Puls achten, achtsam und entspannt unterwegs sein sind seine Ziele. Bei HiRunner ist Oliver für die Trainingspläne, Übungsauswahl und Übungsvideos zuständig und tüftelt an neuen Bewegunskonzepten, um das Training noch effizienter zu machen.

2 Gedanken zu „Oliver – Haglund 2:0“

  1. Hallo Oliver,
    Laufe auch seit mehreren Jahren mit Schmerzern, doch vor 3 Wochen konnte ich nach einem Lauf nicht mehr gehen,
    Und wurde nicht besser. Laut MRT ist die Achillessehne teilweise gerissen und der Knochen drückt wie eine Spitze auf die Sehne.Meine Orthopäde riet mir zur.Op.
    Sehe keinen keine Alternative
    Habe trotzdem Ängste.Aber Jeder Schritt schmerzt. Auch ohne Belastung.Könnte niemals mehr Fußball spielen mit meinen Söhne
    Was meinst Du?
    Grüsse Micha

    1. Hallo Micha, Ein Riss ist ja eine Stufe „höher“ als einfach nur Schmerzen. Sicher gibt es Situationen bei denen man auch ohne OP auskommt. Hier scheint es mir nicht so. Auf alle Fälle solltest du über eine Bewegungsanalyse7Laufanalyse nachdenken und Zeit in das Training der Fussmuskulatur investieren. Und dir hier entsprechend Zeit lassen. Jahrelange Schmerzen lassen sich nicht einfach wegzaubern.

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