Da war er also, der Tag auf den ich seit Wochen hin trainiert hatte! Dummerweise hatte ich mir die Bedingungen schon etwas anders vorgestellt: ein offizielles Rennen durch Köln, mit vielen Mitläufern, Zuschauern und besseren Wetterbedingungen.
Stattdessen: ein Stück der Hausstrecke, Sturmwarnung, Dauerregen, aber immerhin waren Matthias und Oliver mit dabei, also: was sollte da schon schiefgehen?
Oliver war netterweise auf dem Rad dabei und Matthias jubelte uns am Streckenrand zu.
Der Start
Der Start überforderte mich etwas, denn ich wollte Musik hören – die durfte aber nicht zu laut sein, denn ich wollte mich auch mit Oliver verständigen, dazu musste ich die Tracking App des Köln Marathons starten und natürlich auch noch meine Uhr! Was für eine Herausforderung, erst recht mit nassen Händen.
Dann fiel der Startschuss und ich erschreckte mich total – Puls mindestens um 10 Schläge erhöht!
Aber ich lief. An den ersten Kilometer kann ich mich gar nicht mehr erinnern, an den zweiten umso besser: mein Handy klingelte – Matthias rief an und das ziemlich penetrant. Ich wusste, dass sein Handy sich manchmal selbständig machte. Ich wusste aber auch, dass unsere Kinder bei meiner Mama waren und natürlich kam da die Sorge auf, dass irgendetwas passiert sein könnte. Es klingelte minutenlang und ich überlegte hin und her ob ich nicht sogar stoppen sollte (dann wäre das Tracken mit der Köln Marathon App aber nicht mehr möglich gewesen). Ich bat Oliver Matthias anzurufen und nachzufragen. Entwarnung: sein Handy spinnte nur. Erleichtert versuchte ich, in den Lauf hineinzufinden.
Kilometer drei habe ich dann mit 4:33 ziemlich überpaced, aber ich musste eh ein paar Sekunden aufholen. Das Kopfkino hatte mich doch etwas Energie gekostet.
Das wirklich blöde an meiner Strecke: ich musste sechs Mal wenden. Ich hasse Wendepunkte. Dieses abstoppen und dann wieder anlaufen tut irgendwann wirklich weh. Aber ich habe mich dafür entschieden, denn so hatte ich eine halbwegs gut laufbare Strecke von 3,5 km ohne Ampeln und Straßen. Dafür leider mit rutschigem Laub und Kastanien. Bei km 6 bin ich auf genau solch einer auch ins Schleudern gekommen, konnte mich aber gut wieder fangen. Ein Hoch auf das Krafttraining!
Die Kilometer vergingen und ich lief recht konstant. Es fühlte sich alles ganz gut an, auch wenn es einen fiesen Abschnitt gab, auf dem der Wind richtig heftig war und den ich drei Mal ablaufen musste. Aber dafür gab es dann ja nach dem Wenden auch Rückenwind und so verlor ich immer ein paar Sekunden, die ich dann wieder reinholte.
Bei Kilometer 7 drückte mir Oliver meine Flasche in die Hand. Huch, da war ja was! Ich hatte mich für eine ziemlich spartanische Verpflegung entschieden: Wasser, eine Prise Salz und das Ganze mit einem Schuss Apfelsaft gemischt. Gel ist ja an sich schon eine klebrige Angelegenheit, gemischt mit Regen konnte ich mir das aber gar nicht vorstellen und so verzichtete ich darauf. Ich trank zwei Schlücke und weiter ging es.
Neue PB bei 10 km
Bei km 10 gab es dann eine schöne Nachricht: neue PB! Meine alte lag bei 48:48 und seit gestern nun bei 47:53! Ich freute mich sehr darüber und wechselte ein paar Worte mit Oliver. Ich wollte nicht viel sprechen, um Energie zu sparen. Dieses freudige Ereignis versetzte mich aber kurzzeitig in Plauderlaune und ich lief beschwingt weiter.
Bei km 15 wurde es dann kurzzeitig hart, denn die Uhr versetzte mir einen Schreck: den Kilometer lief ich nur in 5:11! Mein Kopfkino begann: kommt jetzt der Einbruch? War ich doch zu schnell? Wäre ein Gel nicht doch besser gewesen?
Ich lief weiter. Was auch sonst? Und die darauf folgenden Kilometer waren wieder schneller. Ich brauchte wirklich lange, nämlich bis km 17, um zu realisieren, dass ich richtig gut in der Zeit lag. Ich fing an hochzurechnen, was nicht ganz funktionierte, aber mir war immerhin klar, dass ich es unter 1:45 schaffen würde. Ich schaute zu Oliver rüber und grinste. Von ihm kam ein aufmunterndes, “Das wird gut”!
Das Ergebnis
Wow. Unter den optimalen Bedingungen hätte ich auf eine 1:45 gehofft. Aber unter den gestrigen Umständen war das für mich wirklich überraschend. Ich lief zur Sicherheit noch 100m mehr, denn ich wollte auf keinen Fall zu früh stoppen. Die Köln Marathon App stoppt automatisch, ich konnte jedoch nicht draufgucken und so entschied ich mich für ein paar extra Meter.
1:43:02!
Ich war und bin so glücklich über diese Zeit. Auch unter den bestmöglichen Bedingungen hätte ich damit nicht gerechnet.
Ich freue mich auf alles, was da noch läuferisch kommt! Spätestens im April 2022 laufe ich endlich einen offiziellen Halbmarathon in Berlin und euch nehme ich dabei natürlich wieder mit!